Remmer-Zelt: Die Stimmung steht an erster Stelle

Br.-Vilsen - Als Hans Stoffregen 1972 erstmals das Remmer-Zelt auf dem Brokser Heiratsmarkt eröffnete, bekam das gleichnamige Bier aus Bremen einen festen Platz in Bruchhausen-Vilsen, ein Jahr später wurde im Zelt erstmals auch Musik gespielt.
Mit der Eröffnung des Stimmungszelts wandelte sich das musikalische Angebot des Heiratsmarkts deutlich: Tanzkapellen gibt immer noch – die Idee, mitreißende Unterhaltungsmusik auf dem Markt zu etablieren, prägt das Gesicht der Veranstaltung bis heute im besonderen Maß.
Als Uwe Stoffregen 1973 erstmals für seinen Vater Bier ausschenkte, spielte mit den Rotkehlchen erstmals eine Musikgruppe im Remmer-Zelt. „Von Anfang an gab es das beliebte Remmer-Bier zu trinken, Musik gab es im ersten Jahr allerdings überhaupt nicht“, erinnert sich der heutige Festwirt. Die vier Musiker der Rotkehlchen spielten Schlagzeug, Keyboard und Trompete und Saxophon.
Im Zelt Wohlers-Meyer (heute Flamingo-Zelt) und im Kaffe-Zelt Weiß (heute Dillertal-Zelt) spielten zu dieser Zeit Tanzkapellen. Den direkten Kontakt zu den Gästen herzustellen und Stimmung zu machen - das war die Aufgabe für die Musik im Remmer-Zelt.

Bis 1988 wechselten die Musiker auf der Bühne regelmäßig: Nach einigen Jahren kamen neue „Entertainer“, wie Uwe Stoffregen die im Remmer-Zelt aufspielenden Künstler nennt. „Der Aspekt, das Publikum nicht nur ins Zelt zu ziehen, sondern sie dort auch gut zu unterhalten und die Besuchern zu integrieren, hat über die Jahre immer weiter zugenommen“, berichtet der Festwirt. Zwischen 1989 und 2003 brachten „Die lustigen Vegesacker“ das Zelt zum Beben. Ein Mitglied der „Original Weserländer“, die im Jahr zuvor musizierten, hatte das Engagement der „Vegesacker“ möglich gemacht.
Seit jeher steht nachmittags die Gemütlichkeit mit original Blasmusik im Vordergrund - am Abend kommt die besondere Remmerzelt-Stimmung auf. „Da kann es schon ein wenig wilder werden“, beschreibt Uwe Stoffregen die Musik. Unterstützung von DJ Toddy und wechselnden Künstlern steht bis in die Nacht auf dem Programm. „In den frühen Neunzigern ging die Entwicklung hin zu Party-Musik“, sagt der Festwirt über den Wandel des Stils.
Mit permanenter Musik auch in der Pause der Blaskapelle am frühen Abend geht es für das Team mehr und mehr darum, „die Stimmung im Zelt zu halten“, sagt Uwe Stoffregen und betont: „Außer zum Frühschoppen am Sonntag gab es bei uns noch nie ein englisches Lied zu hören.“
Einen bitteren Moment musste der Gastronom 2003 erleben als ihm die „Vegesacker“ ihren Abschied vom Brokser Markt verkündeten. „Sie sagten mir, 15 Jahre waren genug, die Lust sei raus.“ Eine neue Kapelle musste her, auch das Konzept des Remmer-Zelts wandelte sich erneut: Doubles von Wolle Petry und Howard Carpendale waren seitdem regelmäßig in Bruchhausen-Vilsen zu Gast. Auf der Bühne mit dem offenen Gartenzaun spielten fortan die „Bubingas“, in diesem Jahr sind die Musiker aus Melchiorshausen zum zehnten Mal mit dabei.
2004, in ihrem ersten Jahr im Remmer-Zelt, erlebten die Künstler aus Weyhe allerdings fast ein Fiasko. Uwe Stoffregen stand über Nacht beinahe ohne Musikgruppe da: „Die Musiker waren nervös, hatten den Auftritt und das Publikum völlig unterschätzt, und ich hatte den Fehler gemacht, eine neue Musikanlage zu bestellen“, sagt der Festwirt. „Es war, als wären sie ohne Wasser in die Wüste gegangen.“
Eine Krisensitzung am Sonnabend um 2.30 Uhr nach Feierabend brachte die Gewissheit, dass es weitergehen müsse: „Es war ein schwieriger Wechsel für alle, doch der Neustart gelang super“, erinnert sich Uwe Stoffregen. Heute freut er sich, die richtige Band angesprochen zu haben, denn die „Bubingas“ sind seit einem Jahrzehnt ein fleißiger Garant für gute Laune.
Mittlerweile sind aus drei Tagen voller Musik Anfang der 70er-Jahre fünf geworden, a dienstag lädt DJ Toddy im Remmer-Zelt bereits um 8 Uhr zum Frühstück. Auch die Eröffnung des Brokser Markts mit dem Niedersachsenlied steht im Stimmungszelt auf dem Programm. Obwohl seit 1990 kein Remmer-Bier mehr gebraut wird und durch Heiratsbräu ersetzt wurde, ist die Begeisterung vieler junger wie jung gebliebener Marktbesucher ungebrochen.
„Unser Ziel war es von Anfang an, die Leute zum Mitmachen zu bewegen, mit ihnen Spaß zu haben und die Musik fließen zu lassen“, sagt Uwe Stoffregen. 54 Stunden Live-Musik und die Begeisterung des Festwirts, der sich mit seinem Team wie in einer „Wohngemeinschaft für fünf Tage“ fühlt, prägten das Remmer-Zelt auch 2013, als dieser Text erstmal veröffentlicht wurde.
Seitdem betrachtet der Gastronom die Marktatmosphäre ein ganzes Stück entspannter: Seit 2010 waren seine Kinder Wiebke und Malte mit an Bord und übernahmen viel Verantwortung. Vater Uwe sitzt dann an der Bühne, blickt gedankenverloren in die Gesichter des gut gelaunten Publikums und genießt die typische Remmer-Atmosphäre in vollen Zügen.