„Ende Juli beginnt für mich die schönste Zeit“

Br.-Vilsen - Von Max Brinkmann. Heute in genau einem halben Jahr beginnt der Brokser Heiratsmarkt 2016. Rathaus-Mitarbeiter Ralf Rohlfing, seit 15 Jahren Marktmeister, hat bis zum 26. August noch viel zu tun. Im Interview verrät er, warum das Volksfest in Bruchhausen-Vilsen ihn (fast) das ganze Jahr beschäftigt.
Herr Rohlfing, zählen Sie schon die Tage bis zum nächsten Brokser Markt?
Nicht tagtäglich, aber ich würde schätzen, es sind noch ungefähr 180. (Tatsächlich sind es noch genau 181 Tage, Anm. d. Red.)
Wie weit sind die Planungen vorangeschritten?
Wir hatten am 30. November Bewerbungsschluss für die Schausteller und am 15. Januar für die Beschicker des Gewerbezelts. Entsprechend oft klingelt momentan das Telefon, weil alle eine Antwort bekommen wollen. Wir stecken mitten in der Planung und gucken, wie es gut passt. Mitte Februar sind schon die ersten circa 600 Absagen rausgegangen, da wir nur eine Zulassung für 540 Händler beziehungsweise Schausteller haben, aber jedes Jahr ungefähr 1300 Anfragen bekommen.
Was werden in diesem Jahr die Highlights? Was ist neu? Und was bleibt?
Wir sind noch in den Verhandlungen und treffen zurzeit die Entscheidungen, wer hier stehen darf. Wenn alles einigermaßen fertig ist, gebe ich im April in einer Marktausschuss-Sitzung die Fahrgeschäfte bekannt. Ich arbeite derzeit daran, mindestens ein Fahrgeschäft auf den Markt zu bekommen, das noch gar nicht hier war. Neben den Neuheiten muss man aber auch das Bekannte und Altbewährte haben. Ich glaube, ein Brokser Markt ohne Breakdancer, Autoscooter, Polyp, Rockexpress, Skipper oder Riesenrad ist schwer vorstellbar. Die Mischung macht‘s.
Was unterscheidet den Brokser Markt von anderen Volksfesten?
Man kann kaum ein Volksfest mit dem anderen vergleichen. Das Beste am Brokser Markt ist die Mischung. Die verschiedenen Säulen sind der Jahrmarkt selber mit den Fahrgeschäften, Imbissbetrieben und so weiter, der Händlermarkt, die Gewerbeschau – auf welchem Volksfest gibt es noch Rasenmäher zu kaufen? – und der traditionelle Pferdemarkt am letzten Tag. Diese vier Säulen sind ganz wichtig für den Brokser Markt, denn mit dieser Kombination gibt es kaum Märkte im norddeutschen Raum.
Haben Sie das ganze Jahr über mit der Planung des Markts zu tun?
Im Prinzip ja. Nach einem Markt räumt man sozusagen auf: Rechnungen bezahlen, Rückfragen beantworten, quasi den ganzen Markt noch mal abarbeiten. Es ist zwar ein blöder Spruch, aber er stimmt schon: Nach dem Markt ist vor dem Markt. Man hat das ganze Jahr damit zu tun, aber eben nicht jeden Tag acht Stunden.
Was sind die verschiedenen Phasen der Planung?
Bis November gehen die Bewerbungen der Schausteller ein; dann fangen wir an, den allgemeinen Markt mit den Fahrgeschäften, Gastronomiebetrieben, Spielgeschäften und dem Händlerbereich zu planen. Das werden wir wahrscheinlich Mitte März abgeschlossen haben.
Dann geht‘s mit dem Gewerbebereich, also Gewerbezelt und Freigelände, weiter. Das dauert bis Ende April, und dann beginnen schon die Abstimmungsgespräche beispielsweise mit der Polizei für den Zeltaufbau, die Toilettenanlagen, die Infrastruktur und so weiter. Im Mai ist es eher ruhig, aber danach wird es mehr.
Ende Juli beginnt für mich und meine Kollegin Christina Meier die schönste Zeit. Wir bauen sozusagen unser Büro im Rathaus ab und schlagen es auf dem Marktplatz auf. Die ersten zwei Wochen beschäftigen wir uns dort hauptsächlich mit dem Ausmessen. Zunächst haben wir unser Büro im Toilettenhaus und später im Jugendhaus.
Die Arbeitsstunden werden dann mehr: Ende Juli sind wir ungefähr zehn Stunden am Tag auf dem Platz – je näher der Markt rückt, desto länger bleiben wir da. Irgendwann gehen wir dann eigentlich nur noch zum Schlafen nach Hause.
Sind Sie für den ganzen Markt verantwortlich, oder gibt es auch Aufgaben, die Sie an Kollegen abgeben?
Wir sind ein Team. Im Prinzip hat das ganze Rathaus ein bisschen damit zu tun: Das Bürgerbüro kümmert sich um Genehmigungen, das Bauamt muss verkehrsrechtliche Anordnungen machen, und auch der Bauhof hat einen großen Anteil, weil er den Marktplatz herrichtet und viel organisiert. Letztendlich sind aber meine Kollegin Christina Meier und ich das Kern-Marktteam. Bei uns kommen alle Sachen zusammen, und wenn irgendwo ein Problem sein sollte, sind wir beide gefragt.
Wie sind Sie Marktmeister geworden?
Durch einen Zufall. Mein Vorgänger Heinrich Lindemann sollte demnächst in Rente gehen, und unser damaliger Bürgermeister Henry Hollmann sagte, das wäre ein Job für mich. Ich konnte mich dann zwei Jahre mit meinem Vorgänger zusammen einarbeiten. Im Februar 2001 ist er leider plötzlich verstorben. Ab da musste ich seine Aufgaben komplett übernehmen. Durch die Eingewöhnungszeit wurde ich allerdings nicht ganz ins kalte Wasser geworfen.
Ist der Job nach 15 Jahren immer noch spannend?
Klar. Sowohl im Winter als auch im Sommer. Spätestens Anfang Juli kribbelt es in den Füßen und Fingern, dann will man raus. Für uns ist das wirklich die schönste Zeit, wenn wir ab Ende Juli auf dem Marktplatz sind. Dann hole ich immer tief Luft und sage: „Mein Marktplatz“.
Wollten Sie schon immer Marktmeister werden?
Als Junge hab ich mir nicht vorgestellt, dass ich mal Marktmeister werden würde. Ich glaube, als Kind weiß man gar nicht, wer den Markt plant und organisiert. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es schon ein Traumberuf ist.
Was sind Ihre anderen Aufgaben im Rathaus?
Neben dem Markt habe ich noch den Bereich Feuerwehr. Das ergänzt sich ganz gut, da ich mich im Winter vermehrt um die Feuerwehr kümmern kann. Im Sommer muss die Feuerwehr dann etwas kürzer treten, und der Markt tritt in den Vordergrund. Neben diesen beiden Bereichen betreue ich auch noch den Gemeinderat in Schwarme.