„Da ist kein Wodka drin. Nur Saft!“

Br.-Vilsen - „Das ist nicht meine Flasche. Ich trag‘ die nur für eine Freundin.“ Der 15-Jährige mit der Zigarette im Mund und der Ouzo-Flasche in der Hand guckt den Polizisten wütend an. Doch der lässt sich nicht für dumm verkaufen.
Es ist Freitagabend, 22.08 Uhr auf dem Brokser Heiratsmarkt. Der Teenager dürfte laut Jugendschutzgesetz nicht mehr alleine hier sein – und sowieso keinen harten Alkohol zu sich nehmen. „Sagst du mir deinen Namen?“, fragt der Polizist. Trotzig und mit gestrafften Schultern antwortet der Jugendliche: „Ich hab‘ nix gemacht.“ Der Polizist wird langsam ungeduldig. „Wenn ich dich nach deinem Namen frage, dann hast du mir den zu nennen. Sonst nehme ich dich mit.“
Mürrisch sagt der Teenager schließlich, wie er heißt. Der Gesetzeshüter notiert sich die Personalien. Ruhig, aber bestimmt erklärt er dem Jugendlichen, dass er nächstes Mal ein anderes Verhalten erwartet: „Ich will, dass wir vernünftig miteinander sprechen.“ Der Junge wirkt jetzt zerknirscht. „Ja, okay“, sagt er schulterzuckend. Er verspricht dem Beamten, den nächsten Bus nach Hause zu nehmen. „Wenn er das nicht tut und wir ihn wiedersehen, müssen wir ihn mitnehmen“, erklärt der Polizist später. Außerdem wird er die Eltern des 15-Jährigen anrufen – sie sollen künftig darauf achten, dass sich ihr Sohn ans Jugendschutzgesetz hält.
Insgesamt zwölf Stunden waren zwei „Jugendschutz-Kontrollgruppen“ am Wochenende auf dem Markt unterwegs; auch heute kontrollieren Experten, ob sich die jungen Besucher an die gesetzlichen Bestimmungen halten. Die erste Bilanz von Volker Kammann fällt positiv aus: „Es war sehr ruhig“, sagt der Leiter des Fachbereichs Bürgerservice. „Der präventive Charakter hat scheinbar gewirkt.“
Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien offensichtlich viel weniger angetrunkene Jugendliche unterwegs gewesen. Kammann weiß von einigen Eltern, dass die angekündigten Kontrollen ein großes Thema waren.
„Etwa 10 bis 20 Jugendliche mussten ihren Alkohol entsorgen“, fasst der Rathaus-Mitarbeiter zusammen. „Angesprochen haben die Gruppen 30, 40 Personen.“ Eine 17-Jährige sei wegen übermäßigen Alkoholkonsums ins Krankenhaus gekommen, sonst hätte man sie in Obhut nehmen müssen. So aber hätten die Gruppen keinen Teenager mitnehmen müssen.
Kammann hat den Eindruck, dass sich die Schausteller bemühen, keinen Alkohol an zu junge Besucher auszuschenken. „Es lässt sich aber nicht ganz vermeiden, dass über 18-Jährige Alkohol an Minderjährige weitergeben.“ In einem Fall hätten die Kontrolleure eine Ordnungswidrigkeit angezeigt, als ein junger Erwachsener einem unter 18-Jährigen Branntwein aushändigte. Er muss mit einem Bußgeld rechnen.
Positiv überrascht wirkten Ordnungsamt-Mitarbeiterin Anja Bliesath, Doris Gronwald vom Team „Jugendarbeit“ des Landkreises Diep holz und zwei Polizisten, die ihre Namen nicht nennen möchten, bei ihrem Einsatz am Freitag. Während der 15-Jährige mit der Ouzo-Flasche zunächst ungehalten reagierte, stießen die Experten bei den meisten Teenies auf Verständnis oder zumindest nicht auf Widerstand.
Viele Minderjährige gaben es gleich zu, wenn sich in ihren Plastik-Flaschen harter Alkohol befand. Und wer es mit Ausflüchten wie „Da ist gar kein Wodka drin. Nur Saft!“ versuchte, der musste spätestens nach dem Riechtest der Polizistin klein beigeben.
Ganz ohne blöde Sprüche ging es aber nicht. Entspannt reagierten die Kontrolleure auf Sätze wie „Ich wusste gar nicht, dass man einen Ausweis dabei haben muss“, „Ja, klar, ich bin auch von der Polizei“ oder „Was ich dabei habe? Nur Heroin, Hasch und Amphetamine.“ · mah